Die menschliche Wirbelsäule besteht aus einzelnen Wirbeln. Diese bilden fünf Abschnitte, die als Halswirbelsäule, Brustwirbelsäule, Lendenwirbelsäule sowie Kreuz- und Steißbein bezeichnet werden. Jeder Abschnitt besteht aus einer unterschiedlichen Anzahl an Wirbeln, die verschieden benannt werden:
Außer dem ersten und zweiten Halswirbel sind alle Wirbel der Wirbelsäule nach dem gleichen Prinzip aufgebaut. Sie besitzen:
Der Wirbelkörper wird geschützt, da sich der Wirbelbogen in Form eines Hufeisens um diesen legt. So entsteht der durch alle Wirbel gebildete Spinalkanal (Wirbelkanal), in dem sich das Rückenmark und die Wurzeln der Nerven befinden. Die Querfortsätze und der Dornfortsatz existieren, damit Bänder und Muskeln am Wirbel ansetzen und die Verbindung zu anderen Wirbeln herstellen können.
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Bandscheiben befinden sich jeweils zwischen zwei Wirbelkörpern. Sie sind faserige Ringe, die mit den angrenzenden Wirbelkörpern fest verbunden sind. Da sie aus einem fast flüssigen Kern mit gallertartigen Masse bestehen, lassen sich Bandscheiben elastisch verformen. Wird die Wirbelsäule gebeugt, kann der Druck auf die Wirbelkörper besser und gleichmäßig verteilt werden. Das beugt der einseitigen Abnutzung der Wirbelkörper vor.
Die mit Flüssigkeit gefüllten Bandscheiben weisen über den Tag hinweg eine unterschiedliche Dicke auf. Am Morgen besitzen sie eine größere Höhe, da sie mehr Flüssigkeit beinhalten und prall gefüllt sind. Abends ist die Wassermenge in den Bandscheiben geringer, da der aufrechte Gang des Menschen tagsüber für den Druck auf die Bandscheiben sorgt. Dadurch variieren Messungen der Größe, sich bis zu 2 Zentimeter unterscheiden können.
Da der Mensch mit zunehmendem Alter an Flüssigkeit verliert, lässt sich das Schrumpfen des Körpers einfach erklären. Es existiert weniger Flüssigkeit in den Bandscheiben, was zu einer abnehmenden "Länge" der Wirbelsäule führt. Die Beweglichkeit kann abnehmen, Bandscheibenvorfälle werden realistischer und schmerzhafte Symptome können sich einstellen, wenn die Wirbelkörper durch die dünneren Bandscheiben miteinander in Berührung kommen.
Normalerweise werden die Wirbel durch die Bandscheiben, Sehnen und Bänder miteinander verbunden und in der richtigen Position gehalten. Instabilität und degenerative Veränderungen können jedoch dazu führen, dass es zur Verschiebung von Wirbeln kommt. Dieser Vorgang wird als Wirbelgleiten oder auch Spondylolisthesis bezeichnet. In den meisten Fällen betrifft das Gleiten der Wirbel aus ihrer ursprünglichen Position die Lendenwirbelsäule (L4 und L5).
Es können auch andere Abschnitte der Wirbelsäule betroffen sein, doch in den meisten Fällen tritt das Wirbelgleiten im unteren Bereich auf. Dieser Abschnitt der Wirbelsäule muss das meiste Gewicht tragen, was schneller zu Abnutzungserscheinungen führt.
Ist die Differenz, die der Wirbel zu seinem bisherigen Platz einnimmt, sehr gering, wird das Wirbelgleiten oft nicht spürbar. Sobald die ersten Schmerzen im Rückenbereich auftreten, sollte jedoch überprüft werden, ob diese nur bei bestimmten Haltungen auftreten, was umgehend von einem Arzt überprüft werden sollte.
Die Medizin nennt mehrere Ursachen, die dazu führen, dass Wirbel ihre normale Position verlassen.
1. Fehlbildungen der Wirbelsäule (Morbus Scheiermann, Skoliose)
2. Degenerativer Verschleiß der Wirbelsäule (bei Bandscheibenvorfällen, Unfällen und Spondylarthrose)
3. Spaltbildung im Wirbelbogen (Spondylolyse)
In der Medizin gilt die Klassifikation nach Wiltse (1) als gebräuchlich, da diese für das Wirbelgleiten nicht nur anatomische Gegebenheiten aufgreift, sondern auch Faktoren wie bestehende Erkrankungen und Lebensumstände berücksichtigt. Daher wird in 6 Klassifikationen unterschieden:
Typ I ist angeborener Natur und bezeichnet eine Fehlbildung im oberen Kreuzbeinbereich oder am 5. Lendenwirbel.
Typ II entsteht durch einen Defekt, der sich im Bereich zwischen dem oberen und unteren Gelenkfortsatz bildet. Hier kommt es durch einen bestehenden Bruch oder die Ausheilung eines Bruches und einer Veränderung der Form des Wirbels zum Wirbelgleiten.
Typ III wird diagnostiziert, wenn es um degenerative Veränderungen innerhalb der Wirbelkörper geht. In den meisten Fällen betrifft das die Lendenwirbelkörper, da diese den gesamten Oberkörper zu tragen haben. Deshalb tritt Typ III vorrangig im Alter auf. Zu diesem Zeitpunkt haben die Bandscheiben häufig ihre ursprüngliche Form verloren. Sehnen und Bänder büßen ihre Elastizität ein, sodass die Struktur der Wirbelsäule an Stabilität abnimmt. Bandscheibenvorfälle oder ausgeleierte Bänder sind bei dieser Diagnose keine Seltenheit.
Bei Typ IV gilt ein traumatischer Ursprung als Ursache. Im Gegensatz zu Typ II liegt die Bruchstelle in diesem Fall jedoch nicht zwischen dem oberen und unteren Gelenkfortsatz des Wirbelbogens, sondern außerhalb dieses Bereiches.
Krankhafte Veränderungen des Knochens können bei Typ V die Ursache für einen Gleitwirbel sein. Als Beispiel sei die Glasknochenkrankheit (Osteogenesis imperfecta) genannt.
Diese Form der Spondylolisthese kann beispielsweise nach einer spinalen Operation auftreten.
Zu Beginn zeigen sich Schmerzen, die allgemein als Rückenschmerzen abgetan werden. Meist werden diese dem Heben zu schwerer Lasten oder einer übermäßigen Beanspruchung des Rückens durch Sport zugeschrieben, obwohl die Schmerzen bereits auf Gleitwirbel hinweisen können.
Treten die Symptome immer wieder bei bestimmten Bewegungen auf, sollte der Gang zum Arzt erfolgen. Je intensiver sich der Gleitwirbel verschiebt, desto stärker werden die Schmerzen. Durch das räumliche "Wandern" des Wirbels werden die innenliegenden Nerven gedehnt und eingeengt, was den Schmerzpegel spontan erhöhen kann. Bevor es hier zu starken Einschränkungen kommt, kündigt sich das Geschehen mit einem Gefühl von Instabilität an oder sorgt für ein unangenehmes Kribbeln, das bis in die Extremitäten, den Nacken und die Schulter ausstrahlt. In ausgeprägten Fällen kann das Wirbelgleiten bis zu einer Lähmung führen.
Spondylolisthese lässt sich auf konservative Weise durch Schmerzmittel therapieren. Hinzu kommt die Physiotherapie, die der Stärkung der Rückenmuskulatur dient. Regelmäßige Rückengymnastik ist dabei besonders wichtig, denn damit lässt sich eine spinale Instabilität gut und vor allem dauerhaft kompensieren.
Kommt es hingegen zu dauerhaften Symptomen, kann ein chirurgischer Eingriff notwendig werden. Das ist der Fall, wenn es zu neurologischen Ausfällen kommt oder Schmerzen am Rücken oder den Beinen auftreten, die sich bei Belastungen melden. Werden beispielsweise die Spinalnerven im unteren Rückenmark durch Wirbelkörper eingeklemmt, kann es nicht nur zu starken Schmerzen kommen. Sensomotorische Ausfälle sind in diesem Fall keine Seltenheit.
Bei chirurgischen Eingriffen geht es um die Entlastung der Nervenstruktur. Dazu gehören die Dekompression, Stabilisation und Reposition. Um das zu erreichen, muss die konkrete Ursache des Wirbelgleitens ermittelt und durch bildgebende Verfahren bestätigt werden. Anschließend wird ein geeignetes Operationsverfahren ausgewählt.
Ist das Wirbelgleiten bereits stärker ausgeprägt, muss eine Instabilität durch Operationen behoben werden. Mithilfe einer Spondylodese lässt sich die Belastbarkeit der Wirbelsäule wiederherstellen, sodass der Patient eine gesteigerte Lebensqualität erwarten darf. Diese Operation ist notwendig, um die Belastbarkeit für eine lange Zeit zu garantieren und wird in den meisten Fällen minimalinvasiv durchgeführt.
Bewegt sich der Gleitwirbel auf größerer Distanz, wird eine offene Operation durchgeführt. Diese Technik ermöglicht es dem Arzt, den Wirbelkörper korrekt auszurichten und gleichzeitig die Nerven unter Kontrolle zu behalten.
Im Anschluss an eine Operation sorgt eine Physiotherapie dafür, dass der Patient seine Mobilität wiedererlangt. Sofern die Spondylolisthese bereits neurologische Störungen und die entsprechenden Symptome hervorbrachte, kann sich an die Operation eine Maßnahme in einer Rehabilitationsklinik anschließen.
Zug und Druck auf die Wirbelsäule sorgen für maximale Beanspruchung, der die Wirbel und auch die dazwischenliegenden Bandscheiben auf Dauer nicht gewachsen sind. Im Sport sorgen beispielsweise das Turnen am Barren oder der Speerweitwurf für eine immer wiederkehrende, ruckartige Belastung der Wirbelsäule.
Im Berufsleben muss beispielsweise auf dem Bau enorme körperliche Kraft aufgewendet werden. Daher kann jeder, der regelmäßig schwere Lasten tragen muss, vom Wirbelgleiten betroffen sein, da der Körper diese Lasten ausgleichen muss. Auch im künstlerischen Bereich finden sich Diagnosen wie Spondylolisthese. Beispielsweise wird bei Tänzern oder Akrobaten eine enorme Gelenkigkeit und dauerhafte Beanspruchung der Wirbelsäule gefordert, was nicht erst im Alter den entsprechenden Tribut fordert.
Auch im Alltag finden sich viele Situationen, die dafür sorgen können, dass die Wirbelsäule aus dem Gleichgewicht gerät und Gleitwirbel entstehen. Mütter, die ihre Kinder viele Jahre auf der Hüfte tragen, belasten die Wirbelsäule lange Zeit in einer unnatürlichen Haltung. Eine Schwangerschaft kann manchmal dafür sorgen, dass das Gewicht des Babys bei einer bereits angegriffenen Wirbelsäule Gleitwirbel entstehen lässt. In diesem Fall bietet sich regelmäßiges Schwimmen an, wobei die Muskeln gekräftigt und der Körper durch den Auftrieb des Wassers gleichzeitig entlastet werden.
In der Privatklinik Jägerwinkel am Tegernsee erfährt jeder Patient individuelle Hilfe und Betreuung. Der Mensch wird als ganzheitliches Individuum betrachtet, das seine eigene Geschichte hat und dementsprechend behandelt werden muss. Deshalb wird der konservativen Behandlung die erste Stelle eingeräumt, erst danach wird über eine Operation nachgedacht.
Das Wirbelgleiten und seine Symptome lassen sich in vielen Fällen mit korrekter Bewegung, Physiotherapie und Schmerzmitteln behandeln. Hinzu kommen Krankengymnastik und Ernährungsberatungen, denn oftmals fehlen dem Körper wichtige Nährstoffe, die für eine gesunde Knochen- und Bandscheibenstruktur sorgen.
Auch beim Wirbelgleiten kommt erst dann eine Operation zum Einsatz, wenn von einer deutlichen Verbesserung der Lebensqualität auszugehen ist. Bis dahin werden alle Maßnahmen ergriffen, um auf effektive und möglichst einfache Weise die Gesundheit der Patienten zu stärken und wiederherzustellen.
Gleitwirbel verursachen nicht in jedem Fall Schmerzen. Ist die Verschiebung nur geringfügig, kann der Betroffene ganz normal und ohne große Beeinträchtigung leben. Oft wird die Diagnose einer Spondylolisthese nur zufällig gestellt, wenn andere Erkrankungen bildgebende Maßnahmen erfordern. Manche Menschen werden mit einem Gleitwirbel geboren, ohne dass diese Tatsache jemals zu Schmerzen und einer Diagnose führt. Sofern einschränkende Symptome auftreten, kann eine Gleitwirbel Behandlung auch ohne OP erfolgreich sein.
Gleitwirbel, die aufgrund von Unfällen oder angeborenen Erkrankungen entstehen, müssen therapeutisch behandelt werden. Alle anderen Menschen können das Wirbelgleiten und seine Symptome unterbinden, indem die Wirbelsäule auf korrekte Weise belastet und genutzt wird. Gleichzeitig sollte auf eine gesunde Ernährung mit Vitaminen und Mineralstoffen geachtet werden, denn Muskeln, Bandscheiben und Knochen sind auf eine ausreichende Versorgung mit lebensnotwendigen Nährstoffen angewiesen.
Ja, doch das ist davon abhängig, wie stark der Gleitwirbel verrutscht. Bei minimalen Veränderungen der Lage des Wirbels werden unter Umständen kaum Beeinträchtigungen wahrgenommen. In diesem Fall helfen eine gezielte Schmerzbehandlung und die Kräftigung der Muskulatur des Rückens. Eine Operation sollte erst in Betracht gezogen werden, wenn die Wirbelsäule an der entsprechenden Stelle behandelt werden muss, um die Funktionsfähigkeit zu erhalten.
Bei einer Spondylolisthesis gleiten einzelne Wirbelkörper aus ihrer normalen Lage und verschieben sich. Geschieht das nach vorn in Richtung Bauchwand, wird der Begriff Ventrolisthesis gebraucht. Bei einer Verschiebung nach hinten wird dieser Vorgang als Retrolisthesis bezeichnet. Letztere kommt wesentlich seltener vor.
Mit einer gesunden Ernährung lässt sich in jedem Fall einem Wirbelgleiten vorbeugen. Für ihren Aufbau benötigen Knochen, Bänder, Sehnen und Bandscheiben ausreichend Nährstoffe. Wenn diese fehlen, nehmen die einzelnen Bauteile des Körpers an Funktionalität und Form ab, sodass das natürliche Gleichgewicht gestört ist. Selbst wenn kein erneuter Aufbau von Wirbelkörpern erfolgt, mit ausreichend Vitaminen und Mineralstoffen kann der Verlauf einer Spondylolisthese gehemmt und angehalten werden.